Aber auch Länder wie Portugal, Spanien oder Irland sind der Finanzkrise noch nicht entronnen, die 2008 zugeschlagen hat, obwohl dem Wunschdenken Tür und Tor geöffnet wurde. Selbst der Euro ist als Währungssystem (nicht nur als Bezahlmittel) in die Krise geraten und steht schon lange vor dem Absturz, wenn nicht Kunstgriffe zur Geldwertstabilisierung einiges aufgefangen hätten. Mit dem Austritt des Vereinigten Königsreichs wird nur deutlich, welcher Scherbenhaufen schon seit Jahren vorliegt. Dass er immer wieder schöngeredet wurde, hat letztendlich nicht geholfen. Nun endlich sind die Europäer gezwungen, nicht nur schöne Worte über die Europäische Union zu verlieren, sondern über ihren Verbund nachzudenken und zu handeln.
Die Welt hat sich verändert. Bei meinen ersten Besuchen in England konnte ich die Diskussion um den Beitritt zur EWG live miterleben. Bereits als Schüler habe ich des Öfteren auf einer Farm in den Yorkshire Dales mitgeholfen. Neben der Sprache konnte ich viele Nachbarn meiner Verwandten kennengelernen. Aktuelles Diskussionsthema war nicht selten der geplante Beitritt zu EWG (Common Market). Ich habe heute noch die Worte im Gedächtnis, die größte Skepsis verlauten ließen. Später erfolgte der Beitritt. Eine Volksabstimmung hatte nicht stattgefunden. Doch viele der Britischen Staatsbürger sollten über 40 Jahre ihre Faust in der Tasche geballt halten. Sie ahnten nie etwas Gutes.
Am Ende, mehr als 40 Jahre danach, sollten die Skeptiker Recht behalten. Gestern, am 23. Juni 2016, kündigten die Bürger des United Kingdom ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. Das Land ist tief gespalten. 48 Prozent Verlierer ist kein Pappenstil. Schotten (Scotland) und Walliser haben Mehrheitlich für den Verbleib gestimmt. Sie, die jetzigen Verlierer, werden weitere Volksentscheide anstreben, um Gewinner zu werden. Ihr Ziel ist die Loslösung von England . Die Stimmung hierzu ist positiv. Somit bahnen sich weitere Desaster an. Der Zerfall des United Kingdom ist vorprogrammiert. Nicht nur das: Die Niederlande und Frankreich planen ebenfalls einen Volksentscheid über den Verbleib in der Europäischen Union. Griechenland wird folgen, wenn es kann. Und Deutschland? Würde hier ein Votum stattfinden, wäre der DEXIT beschlossene Sache!
In Spanien, Portugal und Irland gibt es Kräfte, die die Abspaltung vorantreiben. Ungarn und Polen stehen auf der Kippe. Die Nationalisten sind ebenfalls keine Freunde der Union. Nicht zu vergessen: Die Schweiz erhebt seit Kurzem keinen Anspruch auf die Mitgliedschaft in der Europäischen Union mehr. Wie lange wird es die Türkei noch tun, die man in der Europäischen Union eigentlich nicht will? Sie gilt ausschließlich als geostrategischer Partner, in der die NATO die wichtige Militärbasis Incirlik Air Base betreibt. Wären doch nun die Außengrenzen zu Syrien und Irak durch die Union selbst zu sichern.
Wirtschaftlich ist der BREXIT nicht das Desaster an sich. Auch wenn die Börsen (DAX) wackeln, werden sich Verlierer und Gewinner die Wage halten. Im Haus des Nullsummenspiels gilt immer: Auf der einen Seite gibt es den Verlierer, auf der anderen den Gewinner. Darüber hinaus ist die britische Wirtschaft kein Schwächling. Sie, die sich von der Realwirtschaft größtenteils abgesetzt hat, wird mit dem Schwerpunkt der Finanzwirtschaft bestehen. Und das auch besser ohne die EU. Wer den EU Austritt bedauert, vergißt, dass im Zweifelsfalle stets bilaterale Verträge möglich sind.
Die Abstimmung über den Brexit zeigt, dass vieles versäumt wurde. Es wird höchste Zeit, ein Resümee zu ziehen und zu handeln! Was zählt ist Vertrauen, nicht Hast oder Größenwahnsinn!
In den folgenden Tagen werde ich weitere Meinungen zum BREXIT einholen!
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