Martin Schulz, der gescheiterte Kanzlerkandidat, hat bereits den Hut in den Ring geworfen und seinen Führungsanspruch innerhalb der Bundestagsfraktion geltend gemacht. Richtig ist, dass auch die Parteivorsitzende Andrea Nahles nahezu ausgezählt ist. Doch zuletzt wird ein Parteitag, und nicht Schulz oder der SPD-Bundesvorstand, über eine Nachfolge entscheiden. Allerdings lässt sich das Zustimmungsdebakel nicht ändern, solange die Agenda 2010 weiterhin das heimliche Parteiprogramm bleibt. Somit wird auch Favorit Stefan Weil, z.Zt. noch SPD-Ministerpräsident der CDU-SPD-Regierung in Niedersachen, die verfahrene Situation seiner angezählten Partei nicht wirklich ändern können. Als Fraktionsvorsitzender jedenfalls wäre Schulz die Garantie für eine noch schnellere Schlittenfahrt den Steilhang hinunter ins Ziel der Bedeutungslosigkeit.
In Bremen selbst kann das chronische Desaster der SPD schon gar nicht behoben werden. Letztendlich wird ein rot-rot-grünes Bündnis keine heilende Wirkung zeigen und die SPD auch ohne einen Parteivorsitzenden, pardon Fraktionsvorsitzenden Schulz noch weiter in den Keller ziehen.
Was aber sollte die SPD besser machen? Bereits in den Startlöchern scheitert der letzte Vorstoß der SPD-Bundestagsfraktion, die bedingungslose Grundrente für mehr als 35 Jahre Arbeit einzuführen. Gescheitert als eine der altbekannten Benefiz-Aktionen, um ausschließlich Symptome einer prekären Lohnpolitik zu kurieren, für die die Sozialdemokraten selbst die Hauptverantwortung tragen. Letztere haben die Genossen bereits vor langer Zeit unter den Teppich gekehrt. Ein für alle Mal!
Zugleich wird klar, dass die CDU bei dem Thema Rente, entgegen aller Logik, wieder mal punkten kann. Das Beispiel zeigt, dass die realexistierende Sozialdemokratie ihre Grundwerte nur noch halbherzig verfolgt und ausschließlich mit symptomatischen Korrekturen glänzen will. Hierbei verwechselt sie ihr ursprüngliches Etikett mit dem tatsächlichen Inhalt ihrer aktuell politischen Ausrichtung. Somit bleibt sie stets im Schatten der CDU. Genau das macht den Kardinalfehler, mit der CDU eine Große Koalition eingegangen zu sein, umso deutlicher.
Dass die Bürger diesen und andere widersprüchliche Handlungsoffensiven der SPD seit langem erkannt haben, scheint die Parteispitze im Willy-Brandt-Haus stur zu ignorieren. Ganz zu schweigen von den Kariere-Getriebenen auf allen Ebenen der sozialpolitischen Agenda, die immer dann dem Mainstream nachrennen, wenn nichts mehr geht. Konsequente Profilierung? Nein Danke!.
Das zeigen vor allem die merkwürdigen Reaktionen von SPD und CDU zum „Aufklärungsvideo“ von Rezo. Allzu deutlich dabei die Orientierungslosigkeit in dem peinlichen Durcheinander der deutsch-europäischen Tagespolitik. Hierbei konnte selbst die CDU ihre Vergreisungstendenz nicht verbergen. Schon gar nicht mit ihrer Entscheidung, in letzter Minute das Gegenvideo mit einem alten Mann in jugendlichen Jahren, dem Vorstandsmitglied der JU in Mecklenburg-Vorpommern, Philipp Amthor, zurückzupfeifen. Was nunmehr die SPD betrifft, so bleibt abzuwarten, wann der letzte Sargnagel ihrem uneinsichtigen Treiben ein Ende setzt.
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