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Europawahl 2024

 

Die Alternative zur Alternativen

 

Das BSW im Vergleich

HFB 24-05-30

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Der Countdown zur Europawahl 2024 läuft. 34 Parteien und Gruppierungen bringen sich in Stellung. Wie in anderen Städten auch sind die Cloppenburger Hauptverkehrswege mit Wahlplakaten ausstaffiert. In zunehmender Zahl die Großraumwerbung, die vieles von dem übertrifft, was in den vergangenen Jahren vor einer Wahl zu sehen war. Mehr Aufmerksamkeit kostet mehr Geld und es können nur diejenigen mithalten, die genügend davon haben. Hervorstechend unter den Bewerbern für das Europaparlament das neue BSW. Das vor wenigen Monaten von Sahra Wagenknecht ins Leben gerufene Bündnis kann in Umfragen bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Darüber hinaus sind in Cloppenburg bereits mehrere Großraumplakate zu sehen. Das BSW versteht sich als Wegweiser von „Vernunft und Gerechtigkeit“.

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Das Straßenbild in Cloppenburg: Vor der Europawahl zeigen sich die Gesichter der Europa-Kandidaten 2024. Mal betont farbig, mal eher farblos, mal offen, mal verdeckt. Nach freudscher Offenbarung jeder so, wie er sich in seiner fremdbestimmten Rolle fühlt. Jedes Gesicht verspricht das, für das es ehrlich steht. Auch wenn man sich verstecken will. Der Wähler muss nur genau hinschauen, ins Bild hineingehen und für kurze Zeit dort verschwinden! [Bild: Bergmann]

Parteiprogramme arbeiten häufig mit soften Formulierungen. Letztere können nichts oder alles bedeuten. Im Grunde wollen sich die Parteien auch gar nicht im Detail festlegen. Somit können die Leser nur grob eine politische Ausrichtung der Parteien ausmachen. Die Schwerpunkte dieser Ausrichtungen können auf Wohlstand, Sicherheit Frieden, Freiheit, Umweltschutz oder Bildung und weiteren Themen liegen. Vielen Wählern reicht das schon, um die Hinweise als Wahlversprechen oder als falsche Versprechen zu werten. Vor diesem oft vagen Hintergrund können sie ihre Wahl treffen. Wenn ihnen keine der politischen Ausrichtungen gefällt, dann eben nicht. Besonders kritischen Wählern sind detaillierte Informationen in den Wahlprogrammen der Parteien hoch und heilig. Denn diese werden als demokratische Notwendigkeiten betrachtet.

Wenn aber die Wahlversprechen wie Wohlstand, Sicherheit Frieden, Freiheit, Umweltschutz oder Bildung nach den Wahlen immer wieder auf den Kopf gestellt werden, dann sehen sich mehr und mehr Bürger genötigt, den Demokratiebegriff kritisch zu hinterfragen oder sogar an seiner ihm zugedachten Bedeutung zu zweifeln. Das liegt in der Natur der Sache und wird lapidar als Politikverdrossenheit bezeichnet. Wenn dann der Meinungskorridor immer enger wird, (01) dann kommt Wut auf, die nur wachsen kann, wenn sich die Brandstifter selbst als Opfer ausgeben.

Und es sind besonders die Parteien, die Regierungsverantwortung tragen oder getragen haben und den Bogen ihrer Parteiprogramme laut öffentlicher Meinung immer wieder überspannen. Erfrischend wirken daher ganz neue Parteien, vor allem dann, wenn sie bereits in Umfragen gut dastehen. So eine neue Partei ist das BSW (Bündnis Sarah Wagenknecht). Ein Bündnis BSW, welches sich als Wegweiser für Vernunft und Gerechtigkeit versteht.

Im Folgenden werden Aspekte des BSW-Programms zur Europawahl 2024 exemplarische aufgegriffen. Hierbei sollen kritische Vergleiche politische Zusammenhänge illustrieren, die von den Medien oft nur verkürzt oder sehr einseitig zugunsten mächtiger Parteien dargestellt werden. Das vollständigen Wahlprogramm und deren Kurzfassungen sind im Internet unter der Suchkombination BSW Wahlprogramm Europawahl 2024 zu finden.

 

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Ein Meinungsbild zur Europawahl 2024

von

Dr. Hermann Bergmann

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Der Konkurrenzkampf der Parteien hat sich drastisch verschärft. Alle verstehen sich als das einzig Bessere zu- und gegeneinander. Doch die eine ist der anderen sowohl ähnlicher, als auch unähnlicher zugleich. Medial allerdings wird ein stark verzerrtes Bild darüber vermittelt. Obwohl zumeist innenpolitische Themen mit vielen Nebenschauplätzen das stets skurriler werdende Klima der Auseinandersetzungen beherrschen, stehen dennoch viele dieser Themen in Beziehung zum Konstrukt der Europäischen Union.

 

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Die Verschärfung des Wahlkampfes 2024 bringt nie dagewesene Blüten hervor. Geht es hier um ein Faktum oder um eine Aufforderung? Sicher ist: Mit diesem Satz wird die „Rote Line“ überschritten! [Bild: Bergmann]

Aspekte, die das EU-Wahlprogramm 2024 prägen

Europa –und vor allem Deutschland – erlebt einen in seiner Nachkriegsgeschichte nie dagewesenen wirtschaftlichen Abschwung mit erhebliche Wohlstandsverlusten (02) für seine Bürger. Firmenpleiten und Abwanderungen kleiner und großer Industriebereiche (03) gehören zu den Standardmeldungen der Medien. Die Kaufkraft der Bürger schwindet massiv.

Darüber hinaus steht die Europäische Union als NATO-Mitglied unter federführender Regie der USA unmittelbar vor einem Krieg mit Russland. Im Rahmen des Großmanövers Steadfast Defender“ verlegen die Staaten der Europäischen Union derzeit Truppen nach Polen, ins Baltikum, nach Ungarn und Rumänien. (04) Das Manöver unmittelbar an den Grenzen der Ukraine, Weißrusslands und der russischen Föderation wird von den USA und den Staaten der Europäischen Union als eine militärische Übung gesehen, während die Gegenseite diesen gigantischen Aufmarsch als Provokation und Bedrohung betrachtet. So wurde vor kurzem jenseits dieser Grenze ebenfalls ein Großmanöver gestartet. (05) Nun fliegen russische Kampfbomber mit taktischen Atomsprengköpfen Patrouille. Montiert auf Kinschal-Hyperschallraketen, (06) denen die USA und die Europäischen Union nichts entgegenzusetzen haben. Zudem sind Kiews Angriffe auf die atomaren Frühwarnsysteme der russischen Föderation ein Spiel mit dem Feuer! 

Gleichzeitig finden Seemanöver der USA und der Europäischen Union in den nahen Gewässern der Volksrepublik China statt, an der auch die deutsche Fregatte „Baden-Württemberg“ teilnimmt. (07) Die Chinesen reagieren ihrerseits mit einem weiteren Seemanöver rund um Taiwan. (08)

Nicht zuletzt feuert der Nahostkonflikt zwischen Israel und der Hamas die Weltkriegsgefahr weiter an. Unterstützt durch gewaltige Waffenlieferungen der USA an Israel (09) gleicht der Nahe Osten einem Pulverfass, welches jederzeit explodieren kann. (10)

Da sage noch einer, all dies habe mit der Europäischen Union gar nichts zu tun. Dennoch steht im Mittelpunkt der täglichen Berichterstattung das Bashing, welches ausschließlich weg von der eigenen politischen Mitverantwortung in eine andere Richtung zeigt. In einem Kommentar der OM-Medien heißt es daher: Washington und Peking ringen um die ökonomische und geostrategische Führungsrolle, setzen die EU mit eigenen gewaltigen Wirtschaftshilfeprojekten unter Druck. (…) Moskau versucht mit aller Brutalität, seine imperialen Ziele mit Krieg auf dem europäischen Kontinent durchzusetzen, schürt zugleich Konflikte in Afrika, mischt sich im Nahen und Mittleren Osten ein. Das erhöht, wie im Fall der Ukraine und Syrien, das Elend von Millionen Menschen und ihren Zustrom nach Europa.“ Und auch die verhohlene Warnung vor der AfD darf nicht fehlen: Die Bedeutungslosigkeit der Europäischen Union „(…) droht umso mehr, wenn die Nationalisten, Populisten und Rechtsextremen zulegen sollten. Sie fordern unverhohlen den Rückbau der EU, ihr Ende.“ (11)

Die sind schon erstaunlich, diese Behauptungen. Der staatlich subventionierten Lokalpresse scheint es immer noch nicht bekannt zu sein, dass die überwiegende Mehrheit der Bürger in Cloppenburg eine differenziertere Sichtweise vorhalten kann. Die Fakten einfach auf den Kopf zu stellen, kommt nicht wirklich gut an.

Aber nichtsdestotrotz: Die Parteiprogramme orientieren sich an der wirtschaftlichen Lage der Europäischen Union und an Konfliktpotentialen, welche die Welt z. Zt. in Atem halten. Hierbei folgen die etablierten Parteien wie CDU, CSU, SPD, FDP, GRÜNE oder LINKE dem Meinungsbild der soeben zitierten OM-Medien, während das BSW die Situation so einschätzt wie viele Bürger auch. (12)

Hinsichtlich ihrer transatlantischen Ausrichtung und der Forderung einer diplomatischen Lösung des Ukrainekonfliktes steht die AfD zwischen diesen beiden Lagern. Wenn der BSW demnach eine besondere Nähe zur AfD unterstellt wird, so kann diese auch den etablierten Parteien zugewiesen werden. Eine solche Einordung ist somit also wertlos. Diese differenziert nicht wirklich. Es sei denn, es geht ausschließlich ums Bashing. Letzteres orientiert sich an Elementen inflationärer Plattitüden wie Nationalisten, Populisten und Rechtsextremen. Diese Plattitüden ersetzen angebliche Fakten. Daher braucht es keine wirklichen Argumente mehr.

 

Hochkonjunktur fragwürdiger Argumentationen

Wenn um Kritik am gegenwärtigen Konstrukt der Europäischen Union geht, wird das sofort als unverhohlene Forderung nach ihrem Rückbau und ihrem Ende betrachtet. Dieser Vorwurf ist u.a. an das BSW direkt gerichtet. Im BSW-Wahlprogramm 2024 (13) klingt das aber ganz anders als behauptet. Somit heißt es: „Im Zuge der europäischen Zentralisierung [wurden] immer mehr Zuständigkeiten an die Europäische Union übertragen (…). So erlässt die EU mittlerweile eine Unmenge an Verordnungen und Richtlinien.“ (14) Man kann sich somit nicht des Eindrucks erwehren, dass die Parlamente der Mitgliedsstaaten immer mehr an Entscheidungsbefugnissen verlieren.

Das von der BSW angesprochene Problem mag weniger ein Thema für die etablierten Parteien wie CDU, CSU, SPD, FDP, GRÜNE oder LINKE sein, als vielmehr für die Vertreter der gefühlten Alternativparteien BSW (Bündnis Sarah Wagenknecht), AfD (Alternative für Deutschland) oder WU (WerteUnion), (15) wobei letztere nicht zur Europawahl 2024 antritt.

Nunmehr stehen sich BSW und AfD als konkurrierende Alternativen gegenüber. Hierbei erfährt das Feindbild AfD eine exorbitante Aufblähung in der Arena der parteipolitischen Auseinandersetzungen, während die Angriffsfläche beim BSW durch die staatlich geförderten Medien eher unterbelichtet bleibt. Noch!

Und siehe da, das Bashing fängt bereits an. Mit einer fragwürdigen Studie eines Oliver Decker. Angeblich ist Decker Forscher auf dem Gebiet „Rechtsextremismus” in Berlin. Linksextremismus scheint ihm ein völlig unbekannter Begriff zu sein, obwohl ernstzunehmende Wissenschaft doch den Blick von allen Seiten verlangt. Decker verortet das BSW in der Nähe der AfD. (16) In Anbetracht dieser medial hochgehängten Maxime vergleicht der Forscher das BSW mit der AfD, denen er die Gemeinsamkeit unterstellt, dass ihre Anhänger die USA kritisch sehen. Wie nachhaltig die besagte Kritik ist, bleibt in Dunklen.

Dass die Anhänger der Grünen und der SPD zumindest über viele Jahrzehnte äußerst USA-kritisch waren und diese heute nur so hofieren, ihre regelbasierte Weltordnung verteidigen oder das Völkerrecht teilweise aushebeln, wird erst gar nicht angesprochen. (16) Wer der Auftraggeber dieser Studie ist, in der auch die verhohlene Botschaft „Rechtsextremismus“ nicht fehlen darf, bleibt unklar. Dass darüber hinaus eine „Große AfD-Nähe im politischen Establishment“ besteht, bleibt unerwähnt.

Das BSW habe nichts mit der AfD am Hut“ heißt es. „Die AfD hingegen habe [z.B.], wie CDU, SPD, FDP und Grüne, eine Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro im Bundestag abgelehnt.“ Die Nähe zur AfD sein ein Mythos, stellt der EU-Spitzenkandidat der BSW Fabio de Masi klar. (18)

Vieleicht sollte das Thema zur Nähe zu den Rechtskonservative, denen sich die AFD bekanntlich zuordnet, ehrlicher betrachtet werden. Denn „ (…) aus einer Analyse der Grünenfraktion des EU-Parlaments hervor (…)“, dass konservative Europapolitiker hemmungslos mit Rechtsradikalen kooperieren. (19) Die groß angekündigte Brandmauer Richtung Rechts bröckelt. Bereits vor der Wahl nennt „(…) von der Leyen (…) Bedingungen für Zusammenarbeit mit Abgeordneten rechter Parteien“. (20)

Leider bleiben Ergebnisse solcher Analysen in deutschen Medien eher unterbelichtet. Von einem professionellen Journalismus darf man etwas anderes erwarten.

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Was hat der Herr „rechts“ stehend neben der Dame nicht so alles bekräftigt? Von einer Brandmauer zur AfD war die Rede. Toll! Nun ist die ins Wanken geraten durch eine Ankündigung der CDU-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen. Fordert sie doch – vermittelnd zwischen den Fronten - Bedingungen für die Zusammenarbeit mit rechten Parteien ein. Ach ja: GRÜN ist die Partei, mit der die CDU koalieren will. Die GRÜNEN sind allerdings gegen rechts, wie man lesen darf. Muss die CDU erst nach links konvertieren oder hat sie es bereits getan? Denn nur mit diesem „Gemeinsam“ passt der politische Heiratsantrag. Das mutmaßlich verhohlene „alles“ wäre dagegen das Aus der beschworenen „Einigkeit“! Man darf gespannt sein, welche Stilblüten sonst noch aus diesen Ecken kommen. [Bild: Bergmann]

Konstruierte Gemeinsamkeiten

Das BSW sagt in ihrem Europawahlprogramm 2024: „Auch darf Europa nicht länger eine digitale Kolonie der Vereinigten Staaten bleiben, sondern muss eine eigenständige digitale Infrastruktur aufbauen, die die Bürger vor Überwachung und Manipulation schützt.“ (21) Google. Youtube und Facebook sind die markanten Beispiele für die Datenkraken unserer Zeit. Glaubt denn jemand, dass diese massenhaften Daten in dem Land, in denen die Hightech-Giganten beheimatet sind, keine Anwendung finden? Wozu und bei wem auch immer?

Einen weniger kritischen Ansatz dagegen formuliert die AfD mit dem Hinweis: „Gute Beziehungen zu den USA sind für Deutschland und Europa von wesentlicher Bedeutung. Wir wollen eine Partnerschaft mit den USA <auf Augenhöhe>“. Wo bitte bleibt die sinngleiche Übereinstimmung der beiden Aussagen? Ist es nicht vielmehr so, dass die AfD die Bedingungslosigkeit ihrer transatlantische Ausrichtung eigentlich gar nicht infrage stellt, während das BSW einen unhaltbaren Zustand konkret formuliert, um damit gute Beziehungen zu den USA überhaupt erst nachhaltig zu gewährleisten?

„Er [Frankreichs Präsident Macron] fordert mehr europäische Souveränität“ und damit sei er ein besserer Realist als Bundeskanzler Scholz, sagt die Münsterländische Tageszeitung in einem Meinungsbeitrag. von Herrn Tzimurtas. (22) Macrons Forderung ist erwiesenermaßen Richtung USA gerichtet. Denn, so heißt es, Macron plädiere für gemeinsame europäische Sicherheitspolitik. (23) Aufgrund des Meinungskommentars könnte man doch konstruieren , Macron, Anhänger von AfD und Journalisten der Münsterländischen Tageszeitung sehen USA kritisch. Nunmehr gibt sich das bodenlose Niveau der soeben erläuterten Decker-Studie zu erkennen.

Was die Gemeinsamkeiten von Bildung und Einkommen betrifft, die der Studie ebenfalls auf der Spur ist, bleibt im Trüben. Nachweislich unbegründet die Behauptung, deren Sympathisanten für AfD beziehungsweise BSW seien angeblich „überdurchschnittlich viele Menschen mit einem eher niedrigen formalen Bildungsgrad“, wobei „Männer überrepräsentiert“ seien. Eine repräsentative Datenerhebung war der Studie nicht möglich und kann daher auch nicht vorliegen. Woher will die Studie all die parteinahen Unterstützer des BSW kennen? Die Daten hierzu sind nicht öffentlich! Diese Gemeinsamkeiten, die im Artikel von der staatlich geförderten deutschen Presse-Agentur (dpa) genannt werden, sind beliebiger Natur und konstruiert. (24)

 

Remigration ist rechts, Zurückführung ist CDU

Dass es eher zwischen CDU und AfD deutliche Übereinstimmungen bei der Asylpolitik gibt, bleibt dem Rechtsextremismusforscher Decker verborgen oder er will es einfach gar nicht wissen. Ganz einfach deswegen, weil allein die AfD als gesichert rechtsextremistisch zu gelten hat und nicht die CDU, wobei der Linksextremismus in seiner Forschung völlig ausgeklammert bleibt! Diese verbogene Logik des unwissenschaftlichen Framings ist das Gegenteil von Genialität und kommt anscheinend bei denjenigen gut an, die sich mit Hilfe ihrer Scheuklappen betreutes Denken zur Pflicht gemacht haben!

Die CDU sagt: Wir fordern mehr „Kontrollen an EU-Binnengrenzen, mehr sichere Herkunftsstaaten und effektivere Rückführungen.“ (25) Der Leser hat es verstanden: Die CDU spricht also von Rückführung. Der Begriff „Rückführung“ kommt von dem Verb „zurückführen“, welches mit dem lateinischen Wort „reducere“ beschrieben wird. (26) Im Zusammenhang mit Migration und seine lateinischen Übersetzung wäre der Begriff „Rückführung“ auch mit dem Wortkonstrukt „Remigration“ eine verständliche Variante. Ob dieser Begriff nun auf der sogenannten Wannseekonferenz 2.0 gefallen ist oder nicht: Die CDU bekennt sich faktisch in der Sache selbst zu dem, für das die AfD ebenfalls steht. Für eine restriktive Einwanderungspolitik. Es ist also kein Wunder – wenn auch weniger bekannt – dass sich „Demonstrationen gegen rechts“ auch gegen die CDU richten, (27) die irrwitzigerweise auch zu solchen mit aufgerufen hat. So heißt es im Lokalteil der Münsterländischen Tageszeitung: „Angemeldet hat die Demonstration der CDU-Kreisvorsitzende Christoph Eilers. Im Interview mit OM-Online spricht er über die geplante Kundgebung.“ (28) Alle CDU-Leser, die diesen Widerspruch erkannt haben, müssen nun drei Kreuzzeichen machen, um nicht an der Schöpfungsgeschichte des intelligenten CDU-Menschen zweifeln zu müssen.

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Auch Bilder können viel von dem verraten, was eigentlich im Verborgenen bleiben sollte. Für informierte Bürger ist es daher immer wieder interessant, nicht nur Klein von Groß, sondern auch die vernebelte Botschaft vom klaren Blick der Farbigkeit zu unterscheiden. Zeigen sich hier etwa unprofessionelle und professionelle Selbstbildnisse der Parteien zugleich? [Bild: Bergmann]

“Kapazitäten nicht überfordern”

In der Zuwanderung fordert das BSW u.a. eine „restriktive Migrationspolitik“, wobei „(…) rechtsstaatliche Asylverfahren an den Außengrenzen und in Drittstaaten (…) der sicherste Weg [wären], denjenigen, die wirklich Schutz benötigen, den Weg in die EU zu öffnen“. Den unsichersten Weg beschreibt das BSW-Programm wie folgt: „Zehntausende Menschen sind auf den gefährlichen Fluchtwegen vor allem über das Mittelmeer gestorben, weil sie von Schlepperorganisationen mit seeuntauglichen Booten transportiert oder anderen lebensgefährlichen Situationen ausgesetzt wurden.“

Zuwanderung könne nur solange „eine Bereicherung für die Zielländer sein, (…) [wie] die Kapazitäten vor Ort nicht überfordert werden und Integration gelingt.“ Und ergänzend heißt es: „Es ist kein Zufall, dass besonders viele Zuwanderer heute aus Ländern kommen, die durch westliche Kriege und Regime-Change-Versuche verwüstet wurden: Afghanistan, Irak und Syrien.“ Wer demnach auch „(…) das Elend von Millionen Menschen und ihren Zustrom nach Europa [gefördert hat]“, bleibt unbestritten. (29)

Das gilt im Übrigen auch für den Ukrainekrieg, bei dem die USA und die Europäische Union mit lautstarker Unterstützung der CDU auf den Sieg über letzten Russen setzen, anstatt mit sofortigen diplomatischen Verhandlungen auf schnellstmöglichen Frieden zu setzten.

Man stelle sich vor, Eltern wollten den Streit ihrer Kinder dadurch lösen, indem sie ihnen jeweils ein Messer in die Hand drücken und sie dann im Sandkasten damit alleine lassen, wie groß wäre die Empörung der Medien, wenn der Streit der Kinder so ausgeht, wie man ihn sich schlimmstenfalls vorstellen darf? Im Jahr 2021 ist Russland völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert. Das ist genauso zu verurteilen wie z. B. die Invasion der USA in Vietnam 1964, (30) wie die in Afghanistan 2001, (31) wie die im Irak 2003, (32) wie die in Syrien 2011, (33) oder wie die NATO Angriffe auf Libyen 2011. (34) Warum verschweigt Herr Tzimurtas von der Münsterländischen Tageszeitung auch diese Vorgänge in seinem Kommentar?

Stets ging es um die angebliche Bekämpfung des Kommunismus, um Demokratie oder Menschenrechte. In Wirklichkeit aber waren es geostrategische Aspekte, die Vormachstellungen absichern sollten. Sowohl militärische als auch wirtschaftliche. Dass hierbei Millionen von Menschen ihr Leben lassen (35) oder anschließend in traumatisierten Verhältnissen ihr Leben fristen mussten, (36) war stets von untergeordneter Bedeutung.

Durch Kriege machen die Rüstungsfirmen Umsätze, die unvorstellbar sind. Milliarden von Euro und Dollar bleiben im Land der Geldgeber und in den Sandkästen der Kriegsschauplätze sterben Hunderttausende von Menschen durch die milliardenschweren „Messer“, mit denen sie sich gegenseitig abschlachten. Mit dem Segen der christlichen Kirchen. Denn auch Sie sind für noch mehr „Messer“. (37) Sie sprechen von Frieden, meinen aber Krieg! Die lachenden Dritten sind die Profiteure der Schlachten, in denen es keine wirklichen Sieger geben kann. (38) Für sie darf der Krieg niemals aufhören.

 

“Ohne Abrüstung und Diplomatie kein Frieden”

Das BSW weiß um diese Widersprüche und tritt für eine EU der Abrüstung und Diplomatie ein „(…) Wir fordern einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Friedensverhandlungen.“ Dennoch setze man in der Ukraine weiter auf Kampfhandlungen gegen Russland. „Offenkundig soll die wirtschaftliche und soziale Stabilität in der EU und in Deutschland als dem größten Finanzier des EU-Haushalts einem vermeintlichen geostrategischen Vorteil des Westens gegenüber Russland geopfert werden.“ Denn der Krieg in der Ukraine müsse als ein blutiger Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland gesehen werden. Aber mit Russland als Feindbild werde dieser Vorteil, der sowohl der wirtschaftlichen Stärke als auch des Wohlstandes in Deutschlands zu Gute käme, niemals nutzbar sein. „Unser Ziel ist eine neue europäische Friedensordnung, die längerfristig auch Russland einschließen sollte“, sagt das BSW als Wegweiser in Richtung Vernunft und Gerechtigkeit. (39)

 

Heuchlerische Versöhnung mit den Bauern

Vergessen auch das CDU Wahldebakel der vergangenen Bundestagswahl. Denn „seit den Zeiten der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD gibt es einen Knacks im traditionell engen Verhältnis der Christdemokraten mit den Bauern“, der derbe eskaliert ist. Nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Union. (40)

Im Europawahlkampf 2024 zeigt sich die CDU nun plötzlich von der versöhnlichen Seite. Demonstrativ postuliert vom bisher unbekannten CDU-Europakandidaten des Oldenburger Münsterlands, dem plakativen Intimus eines jeden Wählers Jochen Steinkamp im medial herausgekehrten Outfit des Bußgewandes mit der Duzbezeichnung „Jochen“. Die CDU verspricht ausgerechnet den Bauern Besserung und erwartet nun das „Ego Te Absolvo“. Vom ehemaligen Stammklientel der CDU! Nicht ahnend, dass viele von Ihnen bereits zur AfD abgewandert sind. (41)

Bei all dem medialen Glanz des Europakandidaten aus dem katholischen Milieu unterschlägt der Artikel der Münsterländischen Tageszeitung, dass die Bundes-CDU eine Koalition mit den Feinden der Bauern, den GRÜNEN, favorisiert. (42) Darüber hinaus müsste Steinkamp klar sein, dass die Agrarpolitik von Brüssel, u.a. von der EVP, der rechts der Mitte stehenden Europäischen Volkspartei (43) bestimmt wird. Steinkamp kann also gar nichts versprechen. Wie dumm müssen diejenigen sein, die das „Mea Culpa“ des CDU-Europakandidaten Jochen Steinkamp ernst nehmen?

Und dann der Hammer: Auf dem Parteitag am vergangenen Samstag in Löningen wird darauf hingewiesen, dass die CDU die Agrar-Subventionen abschaffen will. (44) Also: Bauern adieu! Das war´s, Jochen!

 

“Ernährungssicherung im eigenen Land”

Das BSW hat zum Ziel, die Landwirtschaft der EU zu stärken. Das Bündnis sagt: „Die EU-Agrarpolitik muss stärker national und regional ausgerichtet werden. Landwirtschaft dient zuerst der Ernährungssicherung im eigenen Land.“ Hierbei unterstreicht das BSW-Programm, dass der „(…) Erhalt von Agrarfläche (…) dabei Priorität [habe].“ Eine Landwirtschaftspolitik müsse im Interesse der Verbraucher sein. Die Landwirte sollten vor großen Agrarkonzernen geschützt werden. Das BSW favorisiert daher eine Landwirtschaft, die „(…) lokal ausgerichtet ist und zu Tier- und Umweltschutz beiträgt (…) Ein Desaster wie bei der Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie durch die Düngegesetzgebung muss verhindert werden“, heißen einige der BSW-Forderungen. (45) Unter solchen Bedingungen, wie den geforderten, würde es den bauern deutlich besser gehen. Jedes Land der Europäischen Union braucht die Bauern sowohl für die heimischen Agrarprodukte und - nicht zu vergessen - für den Landschaftsschutz. Die Äcker mit noch mehr Windkraftanlagen zu bestellen, widerspricht dem Landschaftsschutz vehement. Denn Klima und Umwelt bilden eine Symbiose, die nicht durch irgendwelche technischen Energieprojekte zerstört werden darf.

 

Regelbasierte Demokratie

Demokratie wird stets als höchstes Gut der EU und seiner Mitgliedsstaaten herausgestellt. So gehören demokratische Wahlen zum Standard. Bei der letzten Europawahl gab es einen gewählten deutschen Spitzenkandidaten und der hieß Manfred Weber von der CSU. (46) Doch das ach so hoch gelobte Demokratieprinzip wurde anschließend mit den Füßen getreten. Nach der Wahl wurde die CDU-Politikerin Ursula von Leyen auf den Thron der EU gehoben, ohne dass sie von irgendwem aufgestellt worden war oder erkennbare Ambitionen auf den Job hatte. Die Wähler waren vor den Kopf gestoßen. Zur Wahl 2024 kandidiert von der Leyen nun ganz offiziell für den Posten der Kommissionspräsidentin. Sie bezeichnet ihre Bewerbung – wie auch die Medien es ihr nachreden – sinngemäß als „zweite Kandidatur“, was den Umständen nach eine Falschaussage ist. (47)

Nicht erwähnt wird eine peinliche Vorschichte zur neusten Kandidatur. Von der Leyen soll enorme Summen an EU-Geldern veruntreut haben. Nun ist in Brüssel Klage gegen sie erhoben worden. (48) Ebenso muss sich von der Leyen zum Pfitzergate-Deal Rede und Antwort stehen. (49) Aber bitte nicht vor der EU-Wahl! (50)

Die etablierten Medien überschlagen sich hierbei beim Verschweigen ebenso wie bei der Korruptions-Affaire der CDU in NRW, (51) die aber vielmehr ein innenpolitisches Thema darstellt. Anstatt also AfD und BSW tagein tagaus medial in den Abgrund zu reden, wäre z.B. die skandalträchtige CDU ein weitaus ergiebigeres Themenfeld. Aber genau das ist nicht gewollt. Die Reinwaschung erfolgt durch das Störmanöver „Haltet den Dieb“. Weg von den eigenen Missständen hin zum Feindbild AfD und BSW. Mit angeblich guten Kontakten zu Russland und China! Dann auch viele Grüße dorthin!

 

”Demokratie garantieren und schützen”

Wie bei den Wahlprogrammen aller übrigen Parteien geht auch das BSW auf die genaue Bedeutung des Demokratiebegriffs nicht weiter ein. Das wäre zumindest im Ansatz sinnvoll, weil dieser Begriff zunehmend zu einer bloßen Worthülse ohne Inhalt geworden ist.

Zunächst weißt das BSW auf ein grundlegendes Defizit hin. So heißt es: „Die EU in ihrer aktuellen Verfassung schadet der europäischen Idee.“ Die Forderungen des BSW konkretisieren die vorangestellte Kritik. Ergänzend wird auf Zusammenhänge hingewiesen, die Demokratie garantieren, aber auch schützen. Folglich heißt es: „Die EU heute – das sind unzählige nicht eingelöste Versprechen, endlose Sonntagsreden, viele schöne Worte. Und viele Probleme.“

In Bezug auf den Ukrainekonflikt formuliert das BSW einen dringenden Appell und sagt, Europa brauche Frieden, „(…) um unsere eigenen Interessen in der Welt zu fördern, um unseren Wohlstand und unsere sozialen Errungenschaften zu schützen, um unsere Demokratie und unser rechtsstaatliches System zu verteidigen (…). Die europäische Idee von Frieden, Wohlstand, sozialer Sicherheit und Freiheit stand am Anfang der europäischen Einigung (…).“ Man besann „(…) sich auf die gemeinsamen europäischen Traditionen: Demokratie, Aufklärung, Solidarität“, heißt es im EU-Wahlprogramm des BSW.

Ein besonderes Anliegen des BSW ist die gemeinsame Einigkeit der Mitgliedsstaaten: „Wir wollen, dass die europäische Idee ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnt. Dafür bedarf es europäischer Institutionen, die Demokratie, Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit schützen statt sie zu untergraben.“ Mit ihrer Kritik weißt das BSW auf die zunehmenden Zerfallserscheinungen der Union hin. Es heißt: „(…) der Versuch, Ländern per Mehrheitsbeschluss eine Politik aufzuzwingen, die vor Ort nicht akzeptiert wird, erzeugt Ablehnung und Feindseligkeit und ist am Ende ohnehin meist gescheitert.“ Mit diesem Hinweis ergibt sich die Forderung nach strikter Einhaltung der Einstimmigkeit, die zunehmend von Partikularinteressen infrage gestellt wird. Von einzelnen Mitgliedsländern, die meinen, ihre handlungsorientierten Ansätze seien alternativlos, ohne die traditionellen und kulturellen Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung zu berücksichtigen. (52)

 

Klimawandel: Ein heißes Eisen

Dass die AfD besonders in Talkrunden regelmäßig ihr Fett abgekommen soll, ist nichts Neues. So hatte die OM-Mediengruppe zu einer Podiumsdiskussion mit Europakandidaten eingeladen. Das BSW sollte nicht dabei sein. Vielleicht wäre es dann doch zu anstrengend geworden für die Moderatoren. Obwohl eine Diskussion stets als kontroverser Meinungsaustausch zu betrachten ist, wurde der AfD-Europakandidat Jens Kestner während des Gesprächs auf dem Podium der OM erwartungsgemäß dafür gerügt, eine andere Meinung zu haben. Also: Diskussion? Als Aushängeschild Ja, aber inhaltlich Nein Danke. (53)

Bei aller kritischen Distanz zur AfD muss festgestellt werden, dass man sich in einem Drittel des Onlinebeitrags der OM regelrecht am AfD-Kandidaten Jens Kestner abgearbeitet hat. Gab es über die bereits angesprochenen Themenkomplexe hinaus keine wichtigeren, als das abgedroschene AfD-Bashing? Da heißt es: „Widerstand bei Äußerungen des AfD-Kandidaten“ in Bezug auf den Klimawandel, der laut AfD nicht vom Menschen herbeigeführt werde. Betont gut vorbereitet, und das nach eigener Einschätzung, gab sich der Moderator Giorgio Tzimurtas mit dem Hinweis, dass 99,9 Prozent aller Wissenschaftler den Klimawandel für menschengemacht halten.

Ohne irgendjemandem zu widersprechen, muss festgehalten werden, dass Tzimurtas bei angeblich guter Vorbereitung auch hätte sagen können, dass 99,9 Prozent aller Wissenschaftler den Klimawandel für nicht menschengemacht halten. Über dieses Durcheinander muss man sich auch gar nicht wundern, denn nach den Gesetzen der Statistik brauchen relative Zahlen immer einen absoluten Bezug. Diesen konnte Tzimurtas aber nicht herstellen, weil er ihn offenbar nicht recherchiert hatte! Im Übrigen wären veraltete Datenerhebungen auch mal zu überarbeiten.

Kein Wunder: Dieser Livemitschnitt wird im Artikel der OM-Mediengruppe erst gar nicht erwähnt. Denn Tzimurtas konnte nur mit unvollständigen Hinweisen auf den AfD-Mann reagieren. Fakten sehen anders aus. Dennoch hätten sich Giorgi und Jens in die Arme fallen können. Aufgrund der hohen CO2-Konzentration ist die Erde schließlich grüner geworden. (54) Ist das nicht toll!?

In Zukunft darf man also gespannt sein, wieviel Bashing dem BSW zugedacht wird, wenn sie trotz markanter Unterschiede sowohl zur AfD als auch zur CDU auf einen politischen Erfolg zusteuert.

 

“Klimaschutz muss sozial verträglich sein”

Im Wahlprogramm des BSW werden mögliche Reaktionen auf den Klimawandel von sozial-ökonomischen Aspekten abgeleitet. Hierbei wird das Menschengemachte am gegenwärtigen Klima weder bestätigt noch abgestritten. Unter der Annahme, dass Wissenschaft und Öffentlichkeit Maßnahmen dagegen zumindest als kontraproduktiv kritisieren.

Denn, so heißt beim BSW: „Die reale Politik der EU widerspricht dem Anliegen von Klima- und Umweltschutz in vielen Bereichen (…) „Green New Deal“ und seine Folgeprogramme hingegen sind von Lobbyinteressen geprägt, schlecht durchdacht, schlecht gemacht und vielfach klimaschädlich: So werden Vorhaben zur Reduzierung der CO2-Emissionen durch die Förderung des Aufbaus von Flüssiggas-Infrastruktur für die Verteilung klimaschädlicher LNG-Importe konterkariert. Das betrifft auch die extreme Aufrüstung, wenn man bedenkt, dass ein Kampfjet in einer Stunde mehr klimaschädliche Emissionen verursacht als ein normaler PKW-Fahrer in 17 Jahren.“ Hier spätestens stellt sich die Frage, ob die Politik noch selbst an das Postulat „Menschengemacht“ glaubt. Kein Wunder also, dass sich Öffentlichkeit, aber auch große Teile erfahrener Wissenschaftler zunehmend vom Postulat „Menschengemacht“ distanzieren.

Energie hat ihren Preis. Und der hat unter der Ampel gewaltig zugelegt. Es liegt also nahe, den sozialpolitischen Aspekt in den Mittelpunkt zu stellen. Somit kann die Forderung nur heißen: Diese „(…) muss bezahlbar sein und als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge begriffen werden. An Börsen wie der European Energy Exchange werden auch CO2-Zertifikate gehandelt. Dieser Zertifikatehandel ist völlig ungeeignet, um klimapolitische Ziele zu erreichen.“ Hierdurch verteuerten sich die Energiepreise drastisch: Aber „Der Versuch, Menschen über eine Verteuerung ihres Lebens „umzuerziehen“, bevor überhaupt preiswerte, verlässliche und flächendeckende Alternativen zur Verfügung stehen, schadet der Akzeptanz des Klimaschutzes.“ Nunmehr bekräftigt das BSW: „Die Europäische CO2-Bepreisung und den CO2-Emissionshandel wollen wir abschaffen, da er unter den heutigen Rahmenbedingungen kein wirksames Instrument für mehr Klimaschutz ist.“ (55)

Europawahl-Stimmzettel-Bund-24-01c

Der EU-Stimmzettel ist sehr umfangreich. Hier gibt es 34 Möglichkeiten, die Partei seiner Wahl anzukreuzen. Jeder Wähler hat nur eine Stimme.

Wer den Stimmzettel aber zum ersten Mal in der Wahlkabine sichtet, kann schnell die Übersicht verlieren. Das trifft für diejenigen zu, die letztendlich erst mit Hilfe des Wahlzettels ihre Wahlentscheidung treffen.

In der Regel haben bei dieser Rangfolge diejenigen Parteien die besseren Karten, die auf den 10 ersten Plätzen aufgelistet sind. Wäre die Rangfolge genau umgekehrt, würden die Wahlergebnisse signifikant anders ausfallen.

Dennoch: Um überstürzte Entscheidung zu vermeiden, sollte jeder Wähler die Möglichkeit bekommen, den Stimmzettel bereits mehrere Tage vor der Wahl einsehen zu können. (56)

Diversität der Diskurse nicht gewollt

Das BSW kann bei Umfragewerten zur Bundestagswahl besonders in den neuen Bundesländern deutlich mithalten. In Thüringen erreicht sie 16 Prozentpunkte (57) und bildet nach der AfD (30 Prozentpunkte) und der CDU (20 Prozentpunkte) die drittstärkste Partei. Und das aus dem Stand nach ihrer Gründung vor fast vier Monaten. Demonstrativ wohlwollend von den Medien in der deutschen Parteienlandschaft gepflegt. Strategisch gepflegt. Gilt die BSW doch als konkurrierender Staubfänger, als Wundermittel gegen die stimmenstarke AfD. (58) Methodisch gleichgesetzt den „demokratischen“ Parteien als rettendes, wenn auch unbeliebtes Bündnis der Demokratie.

Nicht ohne Grund bleibt der medial dominierenden Politikerin Sahra Wagenknecht nur einer der hinteren Ränge auf der fragwürdigen deutschen Beliebtheitsskala. (59) Dass Alice Weidel von der AfD noch weit hinter Sahra Wagenknecht (BSW) steht, kann ausschließlich dieser Methode geschuldet sein. Die Methode heißt aber auch, dass die BSW als einzige Partei bei der Debattensendung des ZDF „Wie geht´s Deutschland“ (60) sowohl zur Europawahl 2024 als auch zur Bundestagswahl 2025 ausgeschlossen bleibt, während die Vertreter der AfD willkommen geheißen werden.

Wer das verstehen will, muss wissen, dass Sahra Wagenknecht in Diskussionsrunden „Allein gegen Alle“ z.B. bei Markus Lanz (61) oder Caren Miosga (62) aufgrund der besseren Argumente ein gutes Bild abgibt. Nicht jeder muss die Meinung Wagenknechts teilen, aber offenbar ist der öffentlich rechtliche ZDF-Sender nicht gewillt, überzeugende Meinungen zuzulassen, die sehr viele Bundesbürger mit dem BSW teilen würden. Haben die Verantwortlichen des ZDF denn immer noch nicht verstanden, dass sich Qualität der Demokratie an der Diversität der Diskurse orientiert? Jeder der diese unterdrückt oder sogar verbietet, bringt die Demokratie in Gefahr. Noch Fragen?

Damit nicht genug. Als neu gegründete Partei mit guten Chancen darauf, auf vielen politischen Ebenen mindestens die Fünfprozenthürde zu überspringen, bei der Europawahl auf den Platz 28 des Stimmzettels zu verweisen, (63) hat ein gewisses Geschmäckle. Nichtsdestotrotz wird die überwiegende Zahl der Wähler vor Betreten der Wahllokale wohl wissen, wem auch immer sie ihre Stimme gibt.

[Nachtrag: Das OVG Münster hat [am 05.06.24] entschieden: Die ARD muss den Spitzenkandidaten für die Europawahl der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht, Fabio De Masi, zur Wahlarena einladen.” (64)]

Wahlaufruf

Alle Bundesbürger sind aufgefordert, am 9. Juni 2024 an der Wahl zum Europäischen Parlament teilzunehmen. Welche der 34 Parteien und Gruppierungen auch immer der Favorit ist: Jede Stimme sichert die Demokratie. Versprochen und gebrochen? Gewalt an Politikern ist Unrecht! Gewalt am Vertrauen der Wähler auch!

Eine niedrige Wahlbeteiligung wäre daher schlecht. Verrät diese doch das politisch öffentliche Desinteresse der kommenden 5 Jahre. Eine hohe Wahlbeteiligung wäre gut. Sie wäre das Zeichen dafür, dass man den Gewählten nunmehr genauer auf die Finger schauen wird, nachdem sie sich im Sinne der deutschen Eidesformel (65) verpflichtet haben, ihre ganze Kraft dem Wohle der Bürger zu widmen, den Nutzen zu mehren, Schaden von ihnen zu wenden, ihre Pflichten gewissenhaft zu erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben.

Das täte Europa wirklich gut!

 

Quellen EuW-24