verstärken! Und das bei immer mehr Menschen, denn sie kommen mit sich und der Welt nicht mehr ins Reine. Burnout, der Zustand der körperlichen und seelischen Erschöpfung mit eingeschränkter Lebensfähigkeit, ist die oft verheimlichte Realität unserer ach so modernen Gesellschaft.
Rationalität verdeckt Emotionalität. Dieser Zwang zum „Coolsein“ führt ins psychische Desaster. Vor allem dann, wenn der natürliche Ausgleich fehlt und dieser seinen Ersatz in Depression, Aggression oder Sucht findet. Den Emotionen eine Zeit zuzubilligen, seine inneren Baustellen erkennen und sie aufzuarbeiten, ist der gesellschaftliche Kontext der Fastenzeit. Man muss kein überzeugter Christ sein, um die tiefe Sinnhaftigkeit zu verstehen.
Am Ende der Fastenzeit steht das Osterfest. Das christliche Fest der Wiederauferstehung, mit einer nicht nur einseitigen Bedeutung. U.a. wird auf die Wiederauferstehung der Seelen verwiesen, die in der Fastenzeit geläutert und damit von jedem „Müll“ befreit wurden. Doch mit der Verdrängung der christlichen Werte in unserer Industriegesellschaft ist dieser Selbstheilungsprozess in Vergessenheit geraten. Der Heilungsprozess, der ein enorm gesellschaftliches Potenzial in sich birgt. Die Fähigkeit, innere „Baustellen“ aufzuarbeiten, ist vielerorts nicht mehr vorhanden. So verdienen Psychologen und Pharmaindustrie immer besser an den psychischen Problemen der Menschen. Tendenz steigend! Ob als Ursache dieser Probleme immer die stressbedingten Arbeitsplätze, die schnelllebigen Zeiten oder die viele Kinder überfordernde Bildungszwänge herhalten müssen, ist im erwähnten Zusammenhang ernsthaft zu hinterfragen. Wenn Menschen immer unfähiger werden, ihre eigene Persönlichkeit, ihr Handeln, ihre Vergangenheit, aufzuarbeiten und somit ihr inneres Gleichgewicht destabilisieren, dann sind innere und äußere Konflikte nicht zu vermeiden. Was für den einzelnen Menschen gilt, gilt kollektiv für sein Umfeld: Familie, Freundeskreis, Verein etc..
Und die Politik? Z. B. Aufarbeitung der Finanzpolitik? ….. Nein Danke! Bis Griechenland neu gewählt hatte. Endlich sieht man auch in Deutschland die Möglichkeit zum Greifen nahe, über die Folgen der europäischen Sparpolitik nachzudenken, sie aufzuarbeiten. Das ist der beachtenswerte Erfolg der neuen griechischen Regierung. Und die SPD? Aufarbeitung der Agenda-Politik, Nachdenken über die Begrenzung der Leiharbeit, Nachdenken über die Rente mit 67, wie im Wahlkampf 2013 versprochen? Nachdenken über das Friedensvermächtnis von Willi Brandt? …. Nein Danke! Basta! Stattdessen die schleichende Aufgabe der eigenen Identität!
Und die Cloppenburger Politik? Aufarbeitung? Z.B. die Finanzierung des Kulturbahnhofes? Klares Bekenntnis? Zustimmung? Ablehnung? …… Auf Anfrage: Nein Danke! Man enthält sich oder man bewilligt finanzielle Einzelmaßnahmen ! Schritt für Schritt! Nichts Halbes! Nichts Ganzes! Das soll der Bürger verstehen? Der Burnout-Prozess der Politik schreitet voran. Und als Folge davon bewirken die hausgemachten Probleme den allzu bekannten politischen Unterhaltungswert. Einen Unterhaltungswert, der tarnt, dass politische Aufarbeitung liegengeblieben ist. Einen Unterhaltungswert, dessen Ausgestaltung die Bürger nicht mehr wollen. Respekt vor den Bürgern? Nachdenken darüber? Aufarbeitung? ….. Nein Danke!
Somit wende ich mich an die Bürgerinnen und Bürgern, die die politischen Diskussionen in und über Cloppenburg mit kritischem Blick verfolgen, vor allem an diejenigen, mit denen ich mich in den vergangenen Monaten intensiv über die Politik der Stadt Cloppenburg unterhalten habe, an alle Ratskolleginnen und Ratskollegen, die in ihrer Ratsarbeit weiterhin Unabhängigkeit zeigen und sich allein ihrem Gewissen verpflichtet fühlen, und an alle Sozialdemokraten, von denen ich immer wieder ehrliche Zustimmung erfahre.
Ich wünsche allen ein frohes Osterfest 2015!
Dr. Hermann Bergmann
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