Am Problem vorbei: Binsenweisheiten über Schulden und Wirtschaftskrisen
Wie zu lesen ist, findet sich hier eine Auflistung von Binsenweisheiten, die auch in der Ratsdebatte des Öfteren zu hören waren. Die Kritik verpufft, weil Ross und Reiter gar nicht erst genannt werden. Der Kommentar wirkt kraftlos mit dem Beigeschmack einer ausgeprägten Mutlosigkeit. Das gilt ebenfalls für den Artikel. Es fehlt die wirklich kritische Betrachtung der Zusammenhänge. War es nicht so, dass selbst kurz vor Ende der Debatte Forderungen gestellt wurden? Von der Ortac-Fraktion, die ihre Zustimmung zum Haushalt davon abhängig gemacht hat, dass der Rat Forderungen zu akzeptieren habe. Vielleicht sollte demonstriert werden, dass es die “Opposition” im Rat der Stadt Cloppenburg doch noch gibt. Das aber ging gründlich daneben:
So wurden Anträge gestellt, deren Details in fortlaufenden Beratungen noch zu klären gewesen wären. Die Ortac-Fraktion verweigerte nach Ablehnung dieser Anträge, deren Kosten auf ca. 30.000 Euro veranschlagt waren, ihre Zustimmung zum Haushalt 2017. Somit wurden 70 Millionen Euro (100 %) gegen 30 Tausend Euro (0,00043 %) aufgewogen. Findet sich in dem Kommentar von Herrn Mensing ein Wort über die Verhältnismäßigkeit dieser ablehnenden Haltung der SPD und der Grünen?
Auch wenn es sich laut Stadtgespräch um seine „Freunde“ zu handeln scheint, wäre ein Wort über die Verhältnismäßigkeit der Anträge deutlich informativer gewesen, als Binsenweisheiten über Schulden und Wirtschaftskrisen herunterzubeten. Wenn Presse nicht wirklich aufklärt, bleibt der Öffentlichkeit nur das Informationsdefizit. Ein öffentlicher Druck auf die Politik kann so nicht entstehen.
Um dann doch noch den Anschein der Seriosität zu erwecken, müssen reflexartige Fiktionen herhalten, die eine “Wirtschaftskrise” wie ein “Amen in der Kirche” voraussagen. Korrekt wäre folgender Hinweis gewesen: Auch wenn Gewerbesteuereinnahmen zurückgehen, braucht nicht sofort eine Krise die Ursache sein. Im Falle eines Falles wird die Stadt entweder sparen oder sich weiter verschulden müssen. Wenn aber die Zinsen für Kredite steigen, ist das noch lange kein Grund, in Panik auszubrechen! Denn vor einer Zinsanpassung wird die Inflation gestiegen sein. Dann aber werden öffentliche Schulden durch eben letztere kompensiert. Dass die Politik solche Strategien erfolgreich nutzt, scheint dem Autor völlig unbekannt zu sein. Von der sonst so renommierten NWZ hätte der Leser im Cloppenburger Lokalteil mehr erwarten können.
„Das Amen in der Kirche“
Leider werden öffentliche Haushalte immer wieder mit privaten verglichen. Hartnäckig von Politikern, die es eigentlich besser wissen müssten. Während Privathaushalte in die Insolvenz abrutschen können, ist das bei kommunalen und staatlichen Institutionen nicht möglich. Genau „(…) Das ist so sicher, wie das „Amen in der Kirche. Und dann (…)“ das: Der Staat selbst könnte „aus dem Vollen schöpfen“ und es würde nichts weiter passieren: Stattdessen würde der Kommune der Riegel vorgeschoben. Durch das kommunale Verfassungsgesetz, mit der Aufforderung, einen ausgeglichenen Haushalt nachzuliefern! Oder nicht, um anschließend von der nächst höheren politischen Instanz finanziell verwaltet zu werden.
Schuldenabbau in weiter Ferne
Interessant wäre noch die Frage, was nach dem Jahr 2020 passieren soll, wenn der Schuldenstand in Höhe von 45 Millionen Euro nach Inkrafttreten der Schuldenbremse abzubauen wäre. Eine Antwort auf diese Ungewissheit gibt es nicht. Weder von der Verwaltung noch vom Bürgermeister! In der Haushaltsdebatte des Rates wurde eine solche Frage gar nicht erst gestellt. Am Ende erfolgte der Hinweis, dass die Grundsteuern, evtl. sogar die Gewerbesteuern erhöht werden müssten, um finanziell wieder Fuß fassen zu können. Es sind sogar Gebührenerhöhungen in allen Bereichen möglich. Besonders dann (mit Verspätung), wenn outgesourct würde, wobei z.B. das Klärwerk, das Schwimmbad oder der gesamte Bauhof an private Investoren verscherbelt würde. Wirklich schöne Aussichten sind das nicht. Wohlgemerkt für die Bürger und manche städtischen Angestellten nicht! Das ist kein Witz. Wenn überhaupt, dann ein schlechter! Auch über diese Szenarien verliert der Kommentar kein Wort.
Das, was wirklich zählt
Gebührenerhöhungen und Outsourcing sind im Jahr 2021 wohl nicht angedacht. Denn dann ist wieder ein Urnengang angesagt. Bürgermeister und der gesamte Rat werden neu gewählt. In diesem Zusammenhang ist mit mehr Realitätsbewußtsein in der Politik überhaupt nicht zu rechnen. Den stets geforderten Schuldenabbau wird man wohl in den Wind schreiben können. Anzunehmen ist, dass eher zugunsten eigener Interessen spekuliert wird und von Ortac und Anderen “Reden der Vergesslichkeit” zu hören sind. Demnach würde es im speziellen Fall stets bei den „Gefühlten Mehreinnahmen, die nicht auf Fakten beruhen“, bleiben. Man will ja schließlich wiedergewählt werden. Darauf spekuliert die Politliga. Darf es sein, dass nur das zählt?
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Quellen:
(1) MT vom 2.03.2017
(2) NWZ vom 2.03.2017
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