slogan_bot-b
Leiste-H-01

_____________________________________________________________

Tablets für den Schulunterricht

 

CDU- und SPD-LINKS-Fraktion blockieren

 

Debatte mutiert zur Kaffeesatzleserei

 

HFB-18-05-22

 

______________________________________________________________

 

Digitale Geräte sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Ob es der elektronische Rechner, das Smartphone oder das Tablet u.v.m. ist, der Umgang damit ist vielerorts zur Routine geworden. Eine alltägliche Routine, die kritische Gedanken darüber allzu oft ausblendet. Umso erforderlicher ist es, über Sinn und Unsinn dieser Medien nachzudenken. Je früher, desto besser. Somit liegt es nahe, dass sich weiterführende Schulen, insbesondere die Grundschulen, diesem Thema widmen. Konkret bedeutet das, die Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen des alltäglichen Lebens vorzubereiten. Mit dem Ziel, die Nutzung der digitalen Hilfsmittel durch Übung und Anwendung zum Alltag werden zu lassen (1).

 

 

Am 15. Mai 2018 trat der Schulausschuss der Stadt Cloppenburg zusammen, um ein drittes Mal über den Einsatz digitaler Medien in Schulen zu debattieren. Grund war ein Antrag der Lehrer aller städtischen Schulen, versuchsweise insgesamt 90 Tablets für den Unterricht einzusetzen. Jede der einzelnen Schulen sollte nur jeweils 10 Tablets erhalten.

Der mögliche Einsatz von Tablets ist bereits im Lehrplan unter der Rubrik „Elektronische und Digitale Medien“ geregelt und mittlerweile integraler Bestandteil des Curriculums an allgemeinbildenden Schulen. Begutachtet und legitimiert durch die Kultusministerkonferenz, geregelt aufgrund einer Reihe von Verordnungen und Erlassen der jeweiligen Kultusministerien der Bundesländer. Bekannt unter dem Schlagwort „Medienkompetenz“, für die in vielen Unterrichtsfächern ein verbindlicher Anteil vorgeschrieben ist.

Für einen Schulträger kann es also nicht mehr darum gehen, irgendwelche rechtsgültige und durch Konzepte ausgefeilte Bestimmungen zu hinterfragen. Denn diese stellen ausschließlich die Grundlage für weitere Entscheidungen dar. Der Schulträger hat vielmehr über die Finanzierung der bereitzustellenden Mittel zu befinden, um letztendlich die Umsetzung genau des Bildungsauftrags zu ermöglichen, der vom Niedersächsischen Kultusministerium verbindlich vorgeschrieben ist.

Doch wie schon in den Sitzungen zuvor war den CDU- und SPD-LINKS-Mitgliedern des Cloppenburger Schulausschusses die verbindliche Erlasslage völlig unbekannt. Auch in der dritten Schulausschusssitzung in Folge wurde wiederum über Konzeptionen debattiert, ohne die Erlasslage und die damit bereits vorhandenen Konzepte zu berücksichtigen. Diese wurde ignoriert. Trotz der mehrfach vorliegenden Gutachten forderten die Antragsteller nunmehr ein weiteres zur digitalen Didaktik und deren Umsetzung.

MT-Tablet-Streit-Stellungsnahme-18-01b

(2)

So war es wenig verwunderlich, dass die lang anhaltende Debatte schließlich zur beschämenden Kaffeesatzleserei mutierte, wobei es der eine besser wissen wollte als der andere. Die Antragsteller von CDU und SPD-LINKEN bewiesen erneut, dass sie von den vorgeschriebenen Bildungsprofilen nichts halten. Das aber konnte nicht Thema einer Schulausschusssitzung sein. Selbst der Ausschussvorsitzende merkte das nicht und ließ der Debatte ihren freien Lauf. Eigentlich hätte er qua Amtes die Aufgabe gehabt, die Tagesordnung im Rahmen der Entscheidungsbefugnisse zügig abzuarbeiten. Aber die Ausschusssitzung sollte nun gute drei Stunden dauern.

Verschiedene Fachleute versuchten mehrmals, auf die von Lehrkräften, Verwaltungsfachleuten und IT-Experten unter großem Zeitaufwand erarbeiteten pädagogischen und technisch begleitenden Konzepte einzugehen. Der Lehrervertreter aller allgemeinbildender Schulen in städtischer Trägerschaft, Ingo Götting, ließ es sich nicht nehmen, genau das durch ein Kurzreferat zu untermauern

Hierbei kam ihm der medienpädagogische Berater vom Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), Herr Ingolf-Wolfgang Schröder, zu Hilfe. Er betonte noch einmal mit aller Deutlichkeit, dass über den Support der EDV-Anlagen mit allen Beteiligten ausgiebig gesprochen wurde und dieser sichergestellt sei. Weitere Wortbeiträge bestätigten die vorbereiteten Maßnahmen. Hierbei bezogen sie sich mehrmals auf den Vortrag, den Herr Prof. Dr. Michael Brinkmeier von der Universität Osnabrück zu Beginn der Sitzung gehalten hatte.

Der Verlauf der Sitzung erfuhr eine überraschende Wende, als der Vorsitzende des Schulausschusses, Prof. Dr. Marco Beeken, in Absprache mit der SPD-LINKS-Fraktion den Antrag stellte, ein lukratives Gutachten über das Digitalisierungsanliegen erstellen zu lassen. Dieser Auftrag sollte ausgerechnet an seinen Kollegen Brinkmeier von der Universität Osnabrück gehen. Die übrigen Ausschussmitglieder konnten nur noch mit dem Kopf schütteln.

Eigentlich war doch alles gesagt und auch vorbereitet. Aus den bisherigen Wortbeiträgen ging nachweislich hervor, dass Cloppenburger Schulen keine weiteren Konzepte in der besagten Angelegenheit brauchten. Auf den Punkt gebracht sollte es abschließend nur noch um die Finanzierung der Tablets und der damit verbundenen Wartungskosten gehen, um die vorliegenden Konzepte in einem Feldversuch endlich umzusetzen zu können. Doch dem war nicht so. Was folgte, war Kritik auf fragwürdigem Niveau.

MT-Tabletstreit-Kritik-am-Kritik-18-01c

(3)

Der Vorsitzende des Schulausschusses der Stadt Cloppenburg setzt vieles daran, als lautstarker Kritiker der „Opposition“ aufzufallen. Ãœberzeugend wirkt er hierbei nicht. Der CDU-Politneuling Beeken hat noch nicht einmal seine Lehrjahre absolviert und winkt allem Anschein nach mehr als deutlich mit dem Zaunpfahl: Doch auch dieser Versuch, sich den Vorsitz in der CDU-Fraktion zu „erarbeiten“, sollte “blindLINKS” in die Katastrophe führen.

Während der Ausschusssitzung wurde weder ein Kompromiss eingegangen, noch hat sich die SPD gegen die CDU gestellt. Die Devise hieß vielmehr: Gemeinsam sind wir stark, auch wenn wir nicht überzeugen können. Der Antrag wurde sodann in einer Kampfabstimmung mehrheitlich empfohlen. Hierbei war nicht einmal bekannt, wie die Kosten für das zusätzliche Gutachten im städtischen Haushalt unterzubringen sind. Auf die Idee, die möglicherweise fünfstelligen Gutachterkosten in Tablets umsetzen, kamen die Antragsteller von CDU und SPD-LINKEN nicht.

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Stimmenhoheit kein Qualitätssigel darstellt. Bildungschancen von Kindern werden zugunsten von bildungsfernen Eitelkeiten auf die lange Bank geschoben. Die Politik hatte ihre Hausaufgaben nicht erledigt. Ständig wurde am Thema vorbeigeredet. Am Ende konnte die CDU-Fraktion ihre Bildungsblockade durchsetzen. Mit Unterstützung der SPD-LINKS-Fraktion. Wer hätte vor einiger Zeit noch daran gedacht, dass die Sozialdemokraten eine von Experten verschiedener Fachrichtungen gut vorbereitete Bildungsinitiative mit Füssen treten werden?

____________________________

Quellen

(1)  Tablets haben bereits Einzug gehalten in viele Klassenzimmer. Weitere Information sind z.B. hier oder hier zu finden .

(2)  MT, 19.05.2018.

(3)  MT, Auszug, 22.05.2018.

 

 

.