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Dr. Jekyll und Mr. Hyde

 

SPD-KrokodilstrÀnen aus tiefer EnttÀuschung

 

Mit Wumms

 

HFB-20-07-07

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Die SPD sei „tief enttĂ€uscht“ von Gabriel, so ist nun hĂ€ufiger in der Presse zu lesen. Dieser Spruch ist nunmehr sinngemĂ€ĂŸ von vielen SPD-Spitzenpolitikern zu hören, wobei das Nachplappern aus eben diesen Kreisen kein Ende nehmen will. Richtig ist, dass die lukrative NĂ€he zum Megaschlachtbetrieb Tönnies, die der ehemalige Parteivorsitzende, Vizekanzler und Außenminister wohl kaum aus Selbstlosigkeit gepflegt hat, nur peinlich sein kann und mit aufrichtigem Anstand nun wirklich nichts zu tun hat.

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Da scheint ja einer richtig “tief enttĂ€uscht” zu sein. Wenn es nach dem SPD-Kreisvorsitzenden Kolde geht, dann hat der Genosse Gabriel die SPD angelogen und verraten. Diese Einsicht kommt ihm aber reichlich spĂ€t. Oder ist es die schiere Unwissenheit darĂŒber, dass die eigene Politik die Weichen fĂŒr das gestellt hat, was nicht nur an Schlachthöfen abgeht? Aber man will das gar nicht wissen. Die eigene PR steht im Mittelpunkt der Botschaft. Diese ist ausschließlich als Reinwaschung zu verstehen. Möchte Kolde denn wirklich der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion werden? Und immer noch wundern sich die Genossen im Delirium ihrer Wahrnehmung ĂŒber das eigene Umfragetief.

(1)

 

Doch bei aller berechtigten Kritik an Gabriel: Was den Parteigenossen fehlt, ist die Erinnerung an die eigene politische Weichenstellung. Mit der haben sie genau die ZustĂ€nde herbeigefĂŒhrt, die nunmehr dreist kritisiert werden. Erinnert sei an die SPD-Agenda 2010, wodurch Deutschland u.a. zu einem der grĂ¶ĂŸten Niedriglohnsektoren in Europa umstrukturiert wurde. Niedrige Löhne fĂŒhren zu niedrigen LohnstĂŒckkosten und somit zu Wettbewerbsvorteilen im Außenhandel. Letzteres ist das Ziel. Nicht nur auf Kosten der importierenden LĂ€ndern, sondern auch auf die von immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Mit der Folgewirkung, die der deutsche Steuerzahler noch gewaltig zu spĂŒren bekommt. Aufgrund vieler prekĂ€rer BeschĂ€ftigungsbiographien muss gerade er am Ende u.a. fĂŒr den Ausgleich der Altersarmut aufkommen. Das zeigt sich z.B. mit der EinfĂŒhrung der steuerfinanzierten Grundrente (2), fĂŒr die sich in diesen Tagen vor allem der SPD-Arbeitsminister Heil selbst krĂ€ftig auf die Schulter klopft. Auch das hat mit aufrichtigem Anstand nichts zu tun.

Was hat Gabriel eigentlich falsch gemacht, dass auf ihn so eingeprĂŒgelt wird? Ist es NĂ€he zu einem Schlachtbetrieb, der zuletzt aufgrund der Korona-Krise derbe in der Kritik steht? Warum eigentlich? Ist es denn wirklich so, dass Schlachtbetriebe stets am Rande der IllegalitĂ€t handeln? Vereinen sich nicht vielmehr ArbeitnehmerĂŒberlassungsgesetz, Zuwanderungsgesetz sowie Arbeitnehmer-Entsendegesetz zu einem prekĂ€ren Mix, der nicht nur menschenverachtend ist, sondern illegalen AuswĂŒchsen TĂŒr und Tor öffnet? Vergleichbar mit einem tiefen Brunnen ohne sichernde Absperrung, in den die Kinder nur hineinfallen können?

Offenbaren nicht auch die möglicherweise gewollten Auswirkungen dieser subtil kombinierten Strukturen die bedenkliche NĂ€he zu Unternehmen und Konzernen vieler Politiker? Lassen sie sich  nicht wĂ€hrend und nach ihrer politischen Karriere bestens versorgen? Bekanntermaßen durch den „DrehtĂŒreffekt“? Falls also viele Schlachtbetriebe, wie z.B. Tönnies in GĂŒtersloh, die MissstĂ€nde der Leiharbeit angeblich wissentlich billigen, dann ist es die Politik, die solche ZustĂ€nde erst ermöglicht. In der Rolle des scheinbar guten Dr. Jeckyll. Mit Hilfe der selbstfabrizierten Gesetzgebung, deren Löchrigkeit allzu bekannt ist. Am Ende jedoch gibt sich der böse Mr. Hyde zu erkennen. (3) NĂ€mlich dann, wenn er sich von dieser Lobby selbst bedienen lĂ€sst.

Gabriels Beraterfunktion beim GĂŒtersloher Schlachtbetrieb Tönnies ist kein Einzelfall. Vielmehr offenbart der Fall Gabriel vieles, was schon seit Jahren im Umgang mit der Profitlobby grundlegend schieflĂ€uft. Zuvor durch die lukrative NĂ€he des hochdotierten, angeblich unabhĂ€ngigen CDU Bundestagsabgeordneten, Philipp Amthor zum US-Unternehmen Augustus Intelligence. (4) Eine „NĂ€he“ mit Genehmigung der Bundestagsverwaltung. Der aufsteigende alte Mann im JĂŒnglingsgewand, Philipp Amthor, fiel nur deshalb auf, weil er sich hat erwischen lassen. Der Politprofi Sigmar Gabriel dagegen hatte einfach nur Pech. Letztendlich hat ihn die Corona-Krise auffliegen lassen.

WĂ€hrend die CDU/CSU sich in Schweigen hĂŒllt, ist das Getöse der Genossen mal wieder unĂŒberhörbar, wobei die KrokodilstrĂ€nen aus tiefer EnttĂ€uschung und Unwissenheit nur noch beschĂ€mend sind. CDU/CSU dagegen sehen im Schweigen die intelligentere Variante, um möglichst wenig Schaden fĂŒr die eigene Partei anzurichten. Aber diese Variante ist den Essener Genossen unter FederfĂŒhrung des SPD-Bezirksvorsitzenden Kolde noch immer unbekannt. Die PR-Vergangenheit und das eigene Schulterklopfen auf lokaler Ebene spricht BĂ€nde. (5) Man braucht sich also nicht zu wundern, wenn die SPD -nicht nur auf Bundesebene- weiter ins Umfragetief stĂŒrzt: Mit Wumms!

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Quellen

(1) MT, Essener SPD „tief enttĂ€uscht“ von Gabriel, (Auszug), 04.07.20.

(2) https://www.handwerksblatt.de/politik/grundrente-schafft-neue-ungerechtigkeiten

(3) https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/psychologie/multiple-persoenlichkeit-persoenlichkeitsstoerung100.html

(4) https://www.lobbycontrol.de/2020/06/amthor-affaere-noch-ist-nichts-geklaert/

(5) https://www.hermannbergmann.de/html/qed-z070.html

 

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